Veronika Bonelli: Eine sehr ungewisse Zeit liegt vor uns. Wie kann ich diesem ungreifbaren Ungewissen ein Schnippchen schlagen?

Johannes Wunsch: Es stimmt natürlich, dass die Zeit, die vor uns liegt ungewiss ist. Dafür können wir aber über das was wir TUN Gewissheit haben. Wir Menschen neigen dazu unsere Umstände für unser persönliches Glücklich-Sein verantwortlich zu machen. Happiness also als Folge von „what HAPPENS to us“. Gute Umstände sind zwar angenehm, haben tatsächlich aber viel weniger Einfluss darauf wie es uns geht, als wir denken. Viel entscheidender ist die Sichtweise, mit der man Umständen begegnet. Das soll die Coronavirus-Situation natürlich nicht verharmlosen. Die meisten von uns sind wahrscheinlich jedoch eher von der Isolation oder Angst betroffen, als von einer tatsächlichen Erkrankung. Darum geht es in nächster Zeit auch darum sich zu überlegen, wie man das beste aus der Zeit machen kann. Wie man seinen Tag also aktiv gestalten kann, egal wie eng die Wohnung auch sein mag, oder wie angenehm es anfangs wirken kann, nur auf der Couch zu liegen und Netflix zu schauen. Da würde einem relativ bald de Decke auf den Kopf fallen. Ich denke da daran, wie schön es in der Schulzeit war, einmal ausschlafen zu können. Die Vorstellung zwei oder drei Wochen im Bett liegen zu müssen, ist dann aber gleich deutlich weniger attraktiv. Um den Perspektivenwechsel erfolgreich zu vollziehen, könnte man sich fragen, was man heute aktiv tun könnte, für das man morgen dankbar wäre. Vielleicht jemanden anrufen, der sich womöglich in der gleichen Situation befindet und sich darüber sogar freuen könnte? Vielleicht die Zeit nutzen, um endlich das Buch zu lesen, das schon so lange neben dem Bett liegt? Oder gleich selber eines schreiben: „wie ich die Corona-Krise überlebte“, oder „der Kampf um die letzte Rolle (Klopapier)“. Vielleicht cast-away mit Tom Hanks und Wilson ansehen und diesmal ganz besonders mitfühlen. Vielleicht eine Sprache oder ein Instrument lernen. Womöglich hat man auch bessere Ideen. Es geht jedenfalls darum, das Beste aus der Situation zu machen und sich eine andere Sichtweise derselben Sache zu erlauben. Auch wenn das anfangs sehr unpassend wirken mag.

Aufgabe 1:

Etwas finden, das man heute aktiv tun kann, über das man morgen dankbar sein könnte.