Veronika Bonelli: Wie können wir in unserer WG/Familie/Paarbeziehung schwierige Themen die jetzt eventuell vermehrt auftauchen ansprechen, ohne uns die Köpfe einzuschlagen?

Johannes Wunsch: Die Situation bringt natürlich viel Konfliktpotenzial mit sich. Wahrscheinlich sind viele von uns geneigt, Themen anzusprechen die lange vor sich her gewältzt wurden. „Bis das nicht geklärt ist, geht niemand hier raus…“. Was im ersten Moment naheliegend wirkt, sollte aber wohl überlegt sein. Es ist wichtig dass wichtige Konflikte geklärt werden, das Wie ist aber genauso wichtig wie das Dass. Beim Scheitern droht das Fiasko. Im Moment sollten eher Aushalten und Toleranz die Devise sein. Im Endeffekt wissen wir aus der Imago-Theorie, dass das Verhalten das uns am anderen stört zu 90% mit uns selbst zu tun hat. Dennoch wäre es wichtig Grundregeln für ein gelingendes Zusammenleben in der Ausnahmesituation zu besprechen. Man könnte etwa alle 3 Tage einen kurzen Familienkrisenstab einberufen um offen darüber zu sprechen, was klappt und was nicht. Auch kann es vorteilhaft sein, jedem Familienmitglied täglich die Möglichkeit für Rückzug zu bieten. In einer Zeit in der die Privatsphäre und der persönliche Rückzugsort schwinden, sollte darauf geachtet werden, dass da niemand zu kurz kommt. Will man Themen ansprechen, die man so nicht länger ertragen kann, sollte man sich überlegen wie man selbst den Hinweis am besten nehmen könnte. Es hat sich die sogenannte Sandwich-Regel etabliert. Eingepackt von Lob oder Anerkennung von Positivem, kann dazwischen der persönliche Wunsch vermittelt werden. Man sollte sich dabei auch daran orientieren nicht den anderen zu kritisieren, sondern mehr darüber zu sprechen, was die Verhaltensweise des anderen mit einem macht. ZB also nicht: du bist gemein, sondern: das Verhalten kränkt mich.
Aufgabe 5:
Wie genau hat die Verhaltensweise des anderen die mich so stört, etwas mit mir selbst zu tun (also eigenen Verhaltensweisen oder Einstellungen)?