Veronika Bonelli: Was spricht eigentlich gegen Home-Office im Pyjama? sieht mich doch keiner…

Johannes Wunsch: Das stimmt. Ich habe letztens auf suitsupply sogar einen „Homeoffice Anzug“ gesehen – mit Sakko und nur Boxershorts darunter, damit man zumindest für Videokonferenzen das Beste aus beiden Welten hat. Prinzipiell ist zwar egal wie man sich im Home-Office anzieht, das Unterbewusstsein kann aber im Pyjama möglicherweise nicht richtig unterscheiden, ob es um Freizeit oder Arbeit geht. Es ist ähnlich wie mit dem Bett: Wenn man jeden Abend darin fernschaut, usw., wird das Hirn auf alles mögliche im Bett konditioniert, ausser auf schlafen. Es könnten Einschlafprobleme folgen. In der Verhaltenstherapie geht man davon aus, dass es eine Einheit zwischen Körper (Haltung, dem Äußeren, usw.), den Gedanken und den Gefühlen gibt. Denke ich mir vielleicht während einer nicht so aufregenden Tätigkeit „Ich will lieber nicht arbeiten“, oder „etwas anderes wäre spannender“ und die äußeren Umstände sind noch eher auf Freizeit ausgerichtet (Pyjama und daheim), wird mein Gefühl folgen und das Gefühl ist mehr verhaltenssteuernd, als man sich selbst glauben lassen möchte. Es könnte die Effektivität abnehmen und plötzlich sitzt man nur mehr da und bohrt im Ohr, oder verliert sich in den endlosen Weiten des Internet. Übrigens habe ich meine Psychotherapie vorübergehend auf online-Therapie umgestellt – dazu habe ich meinen Patienten auch empfohlen, die online-Therapie wie einen richtigen Termin zu sehen und sich auch dementsprechend anzuziehen.

Aufgabe 6: Raus aus dem Pyjama.